Viele Jahre habe ich die wunderbaren Abende mit Tanzaufführungen von Enrique Gasa Valga in Innsbruck genießen dürfen. Seit Freitag, 9. Februar 2024 ist ein wunderbarer dazu gekommen: LAGRIMAS NEGRAS mit LA LIMONADA
Das Tanzstück „Lagrimas Negras“ von Enrique Gasa Valga beleuchet das außergewöhnliche Leben des Ausnahmekünstlers und Exilkubaners Bebo Valdés.
Hier tanzen Sayumi Nishii und Stefano Trevisan zu kubanischer Lifemusik.
Auf youtube gibt es ein kurzes Video von Bebo und Chucho Valdés
An jedem Abend staunte ich über die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Tänzerinnen und Tänzer und ich bin beschwingt, ermutigt und nachdenklich zugleich nach Hause gegangen. Die Erinnerungen an Romy, Dancing Angels, Die große Nacht des Tanzes, Rhythm, Bovary und viele andere sind in mir geborgen. Zum Glück für mich gibt es im Internet einige kurze Ausschnitte zu sehen.
Beschwingt hat mich die Leichtigkeit und das Spielerische. Doch, ich weiß es gut, wo alles leicht aussieht, ist schon sehr viel getan worden.
Ermutigt hat mich, wieder selbst mehr zu tanzen.
Nachdenklich hat mich gemacht, wo nehme ich selbst soviel an Mühe und Ausdauer auf mich, dass es schlussendlich zur Leichtigkeit werden könnte?
DEN ER ZURÜCKLÄSST, IST BLEIBEND.“
In der Zeit der Pandemie entstand die „Liebeserklärung an Innsbruck“. Die Tänzerinnen und Tänzer tanzen an verschiedenen Orten der Stadt, am Berg Isel, auf der Seegrube und mitten in der Altstadt. Ein Video, welches ich mir immer wieder anschaue.
In einem Interview sagte Enrique Gasa Valga vor einigen Jahren: „Tirol ist spannend und mystisch, aber eben auch wunderschön und vielfältig. Es gibt wohl nicht viele Orte, an denen das Wetter eine so große Rolle spielt und die unterschiedlichen Jahreszeiten so ausgeprägt sind. Es gibt eine große Tradition, eine große Naturverbundenheit, einen großen Stolz. Tirol ist schon ein besonderer Flecken Erde.“
An diesem besonderen Flecken Erde darf ich wohnen, ohne dass ich dazu etwas Besonderes geleistet hätte. Manchmal wünsche ich mir, dies könnten mehr Menschen so empfinden. Vielleicht empfinden es auch viele, doch sie können es nicht so zeigen.
Alles, was aus der Reihe tanzt,
gefährdet das System,
dessen natürlicher Feind der Mensch ist,
also muss auch dieser nivelliert werden.
Anna Kim in: Der sichtbare Feind, die Gewalt des Öffentlichen und das Recht auf Privatheit
Mich inspiriert an so einem Abend die Musik und noch mehr die Tänzerinnen und Tänzer, wie sie mit all ihrer Kraft und ihrer Lebendigkeit Menschen so in Begeisterung versetzen, dass „standing ovations“ die logische Folge eines wunderbaren Abends sind.
In diesem Sinne ermutigt mich auch der Text von Erika Pluhar:
Wenn wir alle aufhören, uns einander zu öffnen –
es mehr und mehr als nahezu obszön empfunden wird,
etwas anderes als Kunstfertigkeit entgegenzunehmen –
wir unser Menschsein nur noch als Konsumartikel ertragen,
schön etikettiert, überschaubar, in Schubladen hinein vergewaltigt –
dann, muss ich gestehen, hört für mich menschliches Leben auf.
Deshalb: immer wieder den Mut finden – und heutzutage braucht das bereits Mut –
zu weinen, zu schreien, zu lachen.
Sich öffnen.
Ohne Rücksicht auf Verluste.
Erika Pluhar, Der Fisch lernt fliegen.