Aktuelle Gedanken

Inspiration und Freundschaft


Inspiration ist für mich ein Geschenk des Lebens. Inspiration annehmen und aufnehmen zu können, bedeutet für mich Befreiung von der Belastung, ich müsste alles selbst erfinden und alles aus eigener Kraft bewältigen.

Herausragendes Merkmal von Inspiration ist für mich: Sie ist nicht berechenbar, nicht planbar und hat kein bestimmtes Ergebnis im Blick. Inspiration ist wie ein Sonnenstrahl, der zwischen dichten Wolken aufblitzt. Manchmal verschwindet dieser Lichtschein so schnell, dass ich ihn nicht wahrnehmen kann. Doch kurze Zeit später trifft mich die Sonne erneut und ich nehme den Augenblick wahr. Der Augenblick verlangt von mir: innehalten, wahrnehmen und offen sein, was aus diesem Moment entstehen kann: Staunen und Freude, über das Erleben nachzudenken.

Sehr ähnlich geht es mir mit Gedanken, die ich lese oder höre. Heute hat mich ein Gespräch zwischen Jagoda Marinic und Cornelia Funke inspiriert. Im Podcast FREIHEIT DE LUXE spricht Jagoda Marinic alle zwei Wochen mit Menschen, die sie inspirieren und wünscht sich am Beginn des Gesprächs ein Zitat oder Gedanken zur Freiheit. Cornelia Funke wählte – wie Igor Levit – den Gedanken von Nina Simone:



Keine Angst zu haben, Freiheit bedeutet, sich nicht zu ängstigen. Der Same dieses Gedankens schlummerte schon länger in mir, wie eine Pflanze, die Winterschlaf hält. Heute wurde ganz plötzlich in meiner Seele Frühling und diese Art des Frühlingserwachens wollte ich „festhalten“. Da ich alleine lebe und nicht am frühen Morgen, Freunde anrufe, schreibe ich Tagebuch. Während des Schreibens flog mir die Idee zu: Schreib es auf deine Homepage, ohne daran zu denken, ob dies jemand interessiert. Schreib es für dich. Kaum sitze ich am Schreibtisch fügen sich eigene Gedanken und jene von anderen wie Perlen aneinander. Als erster tauchte Seneca auf: „Mit den Großen der Menschheit pflege Gemeinschaft, mit ihnen, in welchen Jahrhunderten sie auch gelebt haben, sei geistig verbunden, denn sie machen jede Stunde deines Daseins fruchtbar und reich.“
Dann erlebe ich sofort einen Gedankensprung von fast zweitausend Jahren zu Natalie Knapp nach Berlin:




Ich sitze noch immer allein an meinem Schreibtisch und hab noch mit niemandem gesprochen. Dennoch fühle ich mich nicht mehr so allein, wie gestern. Gestern hüllte mich eine dunkle Wolke ein und kein Sonnenstrahl schien durch. Zu nichts konnte ich mich aufraffen und fühlte mich nutzlos. Gefangen in der fordernden Gedankenwelt von effizienter Leistung, die in unserer Gesellschaft in vielen Bereichen nicht nur als erstrebenswert gilt, sondern als bedingungslose Aufforderung zum Erfolg. Wieder einmal hatte ich das „heilige Nichttun“ vergessen, das Martin Schleske in seinem Buch „Herztöne“ so liebevoll beschreibt.

Das Nichttun kann auf das „s“ im Nichtstun verzichten. Heute lasse ich mich von Menschen inspirieren und von der Natur zu einem Spaziergang motivieren. Mein Nichttun von gestern kann ich heute respektieren und es erinnert mich daran, dass ich mir mein Leben nicht verdienen kann. Ich lebe bereits und dieses Leben verlangt von mir – besonders in den dunklen Stunden – Geduld, auf den Sonnenstrahl Warten-Können und vor allem das Vertrauen. Zu diesem Vertrauen gehört auch Freundschaft.



Ich habe keine Ahnung, ob und wann diese Buchstaben irgendjemand lesen wird. Daran habe ich heute nicht gedacht. Ich nahm heute die Motivation jener Lebendigkeit an, welche das Gespräch zwischen Jagoda Marinic und Cornelia Funke in mir bewirkt hat und dafür bin ich heute dankbar.


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